Skip to main content
Gestaltung der digitalen Zukunft Europas
Event report | Veröffentlichung

Zusammenfassender Bericht – Workshop zu den institutionellen Aspekten des Netzausbaus

In diesem Bericht werden die informellen Ansichten der Teilnehmer zu institutionellen Aspekten im Zusammenhang mit dem Netzausbau zusammengefasst. Ihre Ansichten wurden während des partizipativen Online-Workshops vom 22. Februar 2021 eingeholt, der im Rahmen der für die Überarbeitung der Richtlinie über die Senkung der Breitbandkosten (BCRD) vorgesehenen Konsultationstätigkeiten organisiert wurde.

Die auf diese Weise von den institutionellen Interessenträgern während des Workshops eingeholten Kommentare sowie die Rückmeldungen im Rahmen der öffentlichen Konsultation und anderer Konsultationstätigkeiten werden in die Bewertung, Folgenabschätzung und den neuen Legislativvorschlag der Kommission einfließen. Dieser Bericht gibt weder den Standpunkt der Kommission zum Gegenstand wieder noch schließt er das endgültige Ergebnis der Überprüfung der BCRD aus.

An dem Online-Workshop nahmen mehr als 100 Vertreter der zuständigen Behörden auf verschiedenen Ebenen (national, regional, lokal), einschließlich der mit den in der BCRD festgelegten Aufgaben betrauten Behörden aus 23 Mitgliedstaaten, Norwegen, Albanien und Serbien teil.

Der Workshop wurde mit einer Grundsatzrede von Roberto Viola, Generaldirektor der GD CONNECT, eröffnet, der betont, dass die COVID-19-Pandemie erneut gezeigt hat, dass die fortgeschrittene Breitbandanbindung ein grundlegender Dienst ist, und alle Verwaltungsebenen aufforderte, zusammenzuarbeiten, um den rechtzeitigen Ausbau der Konnektivitätsinfrastruktur für alle europäischen Bürger und Unternehmen zu gewährleisten. Herr Viola erkannte die wichtige Rolle der öffentlichen Verwaltungen beim Ausbau elektronischer Kommunikationsnetze an und forderte alle zuständigen Behörden auf, insbesondere die Verwaltungsverfahren zu vereinfachen, die Koordinierung zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen sicherzustellen, die Beilegung von Streitigkeiten zu beschleunigen und den Zugang zu öffentlichen Vermögenswerten zu erleichtern.

Herr Viola betont, dass Konnektivität eine Leitinitiative für den Wiederaufbau und die Resilienz der EU sei. Er erinnert daran, dass die Mitgliedstaaten derzeit Aufbau- und Resilienzpläne ausarbeiten, und betont, dass die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten zusammenarbeiten müssen, um diese Pläne in die Praxis umzusetzen und rasch umzusetzen. In diesem Zusammenhang fordert Herr Viola die Mitgliedstaaten auf, weiter zusammenzuarbeiten, um bewährte Verfahren zur Förderung eines effizienten Netzausbaus zu ermitteln und bis Ende März eine Einigung über das Konnektivitätsinstrumentarium zu erzielen.

Herr Viola betont, dass die Überarbeitung der BCRD Teil der gemeinsamen Bemühungen der EU zur Verbesserung der digitalen Konnektivität sei, da das neue Rechtsinstrument erforderlich sei, um den Ausbau fortschrittlicher und nachhaltiger elektronischer Kommunikationsnetze zu erleichtern und Anreize dafür zu schaffen, indem die Kosten für den Ausbau durch eine Reihe harmonisierter Maßnahmen gesenkt würden. Schließlich fordert er alle Teilnehmer auf, sich aktiv an den Workshop-Diskussionen, einer allgemeinen Überprüfung der BCRD, zu beteiligen und zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass das neue Instrument zu einer Vereinfachung und Verringerung des Verwaltungsaufwands führt und vor Ort wirksam umgesetzt wird.

Zusammenfassung der wichtigsten Meinungen der Teilnehmer

1. Die COVID-19-Krise hat gezeigt, dass unsere Gesellschaft zunehmend von fortgeschrittenen elektronischen Kommunikationsnetzen abhängig ist, die für alle Bürger und Unternehmen eine zentrale Rolle spielen sollen.

2. Die lokalen Behörden spielen eine sehr wichtige Rolle bei der Beschleunigung des Ausbaus elektronischer Kommunikationsnetze und sollten ihre Koordinierung untereinander sowie mit anderen zuständigen Behörden verbessern. Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften würden von einer verstärkten Unterstützung profitieren (z. B. IT-Tools, Schulungs- und Informationsmaterial, Wissen über die Beilegung von Streitigkeiten usw.).

3. Eine überarbeitete BCRD ist für den Ausbau elektronischer Kommunikationsnetze von entscheidender Bedeutung. Die Teilnehmer sind der Ansicht, dass einige der in der Richtlinie vorgeschlagenen Vorschriften nützlich sind, aber nicht in vollem Umfang genutzt wurden, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass viele Bestimmungen freiwillig sind. Was nachhaltigere elektronische Kommunikationsnetze betrifft, so könnten die gemeinsame Nutzung von Netzen und der gemeinsame Ausbau dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

4. Die Rolle der zentralen Informationsstellen (SIP) muss gestärkt werden (z. B. durch georeferenzierte und andere einschlägige operative Informationen, verbesserte Koordinierung und Transparenz, Leitlinien für Zugang und Kostengrundsätze, Governance, Nutzung digitaler Verfahren). Darüber hinaus würde die Entwicklung von Normen und Leitlinien für gebäudeinterne Infrastruktur dazu beitragen, den Aufbau gebäudeinterner Netze vorzubereiten und den Zugang zur gebäudeinternen Infrastruktur zu erleichtern.

5. Bei der Überprüfung der BCRD könnte in Erwägung gezogen werden, den Zugang zu öffentlichen oder öffentlich finanzierten Anlagen für die Installation von Netzkomponenten über kleine Zellen hinaus zu erleichtern, sowie einige kohärente Ansätze für die verwendeten Einführungstechniken wie Mikrotrenching.

6. Es besteht eindeutig die Notwendigkeit, die Transparenz zu verbessern und Leitlinien für die Streitbeilegung herauszugeben, unter anderem durch die Veröffentlichung von Beschlüssen und Leitlinien sowohl für verfahrenstechnische als auch für technische Aspekte. Die Streitbeilegungsstellen sollten auch die Zuständigkeiten der verschiedenen Behörden in Bezug auf den Zugang zu bestehenden physischen Infrastrukturen berücksichtigen. Die Streitbeilegung könnte dank der Mediationsverfahren verbessert werden.

Ansichten der Teilnehmer zu Transparenz – Verbesserung der zentralen Informationsstelle (SIP), Koordinierungsaspekte und Zugang zu öffentlichen Infrastrukturen

In Bezug auf die wichtigsten Informationen und Funktionen, die SIP bieten sollte, betonten die Teilnehmer, wie wichtig es ist, georeferenzierte Informationen, die regelmäßig aktualisiert werden sollten, in die vom SIP bereitgestellten Informationen aufzunehmen. Sie wiesen ferner darauf hin, dass die Ausstattung von SIP mit Werkzeugen für die automatische Umwandlung von Schlüsselinformationen sowie die Nutzung digitaler Formate eine effiziente und wertvolle Lösung wäre. Während einige Teilnehmer ansprachen, dass SIPs über die derzeitigen Anforderungen der BCRD hinausgehen, wie etwa Informationen über Kapazitätsreserven, wiesen einige Teilnehmer darauf hin, dass der Status der Kapazitätsreserven sehr dynamisch sei und daher nur schwer mit Genauigkeit zu erreichen sei. Die Teilnehmer stellten ferner fest, dass einige Bestimmungen der BCRD zur Transparenz nicht verbindlich seien und daher die Wirksamkeit der Richtlinie einschränkten, und forderten stärker harmonisierte Verfahren und eine bessere Koordinierung zwischen den zuständigen Behörden.

In Bezug auf die mögliche Zentralisierung der SIP-Funktionen innerhalb einer einzigen Stelle und die Frage, wie die administrative Koordinierung gewährleistet werden kann, betonten die Teilnehmer die Bedeutung des Informationsaustauschs in einem zentralisierten System, betonten jedoch, dass Breitbandstellen eingerichtet werden müssen, die SIP-Funktionen auf lokaler Ebene wahrnehmen, wo die erforderlichen Kenntnisse und Verwaltungskapazitäten aufgebaut werden sollten. Die Teilnehmer erkannten auch die entscheidende Rolle der nationalen Breitbandpläne beim Ausbau der elektronischen Kommunikationsnetze an. Einige NRB gaben an, dass sie, wenn sie Funktionen im Zusammenhang mit der SIP-Transparenz sicherstellen, Synergien mit ihren Regulierungsfunktionen beobachteten. Einige Teilnehmer sprachen sich jedoch dafür aus, Nutzern den Zugang zu verschiedenen zuständigen Behörden über eine einzige digitale Plattform zu ermöglichen, anstatt eine einzige Stelle mit allen damit verbundenen Aufgaben zu betrauen. Einige regionale Behörden schlugen auch vor, regionale SIP zu bündeln, während eine nationale Behörde die Koordinierung durch Leitlinien, Normen, Verfahren und technische Aspekte sicherstellen würde. Einige Teilnehmer wiesen auch darauf hin, dass die Betreiber Bedenken hinsichtlich der über SIP ausgetauschten Informationen hätten.

In Bezug auf die mögliche künftige Rolle des SIP bei der Genehmigungserteilung wiesen die Teilnehmer darauf hin, dass die Zuständigkeiten für die Erteilung von Genehmigungen hauptsächlich auf lokaler Ebene verteilt werden, während die SIP überwiegend auf nationaler Ebene umgesetzt wurde. Während einige Teilnehmer ihre positiven Erfahrungen mit der Nutzung von SIP als zentrale Anlaufstelle sowohl für Transparenz als auch für die Erteilung von Verarbeitungsaufgaben erläuterten, argumentierten andere, dass dieses Modell möglicherweise nicht in allen Mitgliedstaaten ohne Weiteres funktioniert. Einige Teilnehmer teilten auch ihre positiven Ergebnisse der Erteilung mehrerer Genehmigungen für kleine Arbeiten im selben Interessengebiet im Wege einer aggregierten Genehmigung mit. Darüber hinaus stimmten die Teilnehmer darin überein, dass harmonisierte Genehmigungsverfahren und die Nutzung elektronischer Mittel für die Genehmigungsbearbeitung den Verwaltungsaufwand sowohl für die Betreiber elektronischer Kommunikationsnetze als auch für die betroffenen Behörden verringern würden. Darüber hinaus wiesen einige Teilnehmer auf die Herausforderung hin, verschiedene IT-Systeme zu integrieren, die derzeit von verschiedenen betroffenen zuständigen Behörden genutzt werden oder derzeit entwickelt werden.

In Bezug auf den Zugang zu bestimmten Arten von Infrastrukturen, die von öffentlichen Stellen kontrolliert werden (durch Erweiterung der Logik, die Artikel 57 EKEK zugrunde liegt), stimmten die Teilnehmer darin überein, dass diese Frage bei der Überprüfung der BCRD berücksichtigt werden sollte, und einige Teilnehmer gaben an, dass dies in einigen Regionen bereits umgesetzt worden sei. Einige Teilnehmer forderten EU-Leitlinien, um Investitionen unter ähnlichen Bedingungen über kleine Zellen hinaus zu fördern, während andere Teilnehmer die Einhaltung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit und genau definierter Kriterien forderten, um Überschneidungen zu vermeiden und Rechtssicherheit zu gewährleisten. Einige Teilnehmer forderten auch eine weitere Klarstellung der Bestimmungen über den Zugang zu den Dachdecken der Gebäude, da dies für einige Betreiber am interessantesten sei. Einige Teilnehmer forderten auch, die Wiederverwendung öffentlich finanzierter/eigener Einrichtungen (z. B. Masten für Notsysteme), die für den Ausbau elektronischer Kommunikationsnetze geeignet sind, sorgfältig zu prüfen. Die Teilnehmer einigten sich ferner darauf, dass der Zugang zur öffentlichen Infrastruktur zu diskriminierungsfreien Bedingungen gewährt werden sollte. Einige Teilnehmer wiesen auch darauf hin, dass die für geplante öffentliche Bauarbeiten zuständigen Stellen den Bau einer für elektronische Kommunikationsnetze geeigneten Ersatzinfrastruktur proaktiv fördern oder vorschreiben könnten, da dies die weitere Verfügbarkeit und den Zugang interessierter Betreiber zu solchen Infrastrukturen erleichtern würde.

Ansichten der Teilnehmer zu einer effizienteren und transparenteren Streitbeilegung und einer besseren Durchsetzung

Hinsichtlich der Möglichkeiten zur Vereinfachung und Steigerung der Wirksamkeit und Effizienz der Streitbeilegungsverfahren wiesen die Teilnehmer darauf hin, dass klarere, einfachere und transparentere Verfahren erforderlich sind, die an die nationalen Gegebenheiten angepasst werden können. Einige Teilnehmer wiesen darauf hin, dass die Veröffentlichung des Formulars für die Beantragung von Genehmigungen den Antrag gezielter gestalten und dazu beitragen würde, Streitfälle zu vermeiden. Darüber hinaus wäre ein kurzes Mediationsverfahren nützlich, und die Weitergabe der von den Betreibern geschlossenen Vereinbarungen mit Streitbeilegungsstellen und die Veröffentlichung der endgültigen Entscheidungen des DSB würde dazu beitragen, ein umfassendes Bild der Marktlage zu erhalten. Einige Teilnehmer forderten eine klarere Beweislast für die Parteien der Streitbeilegung, die dazu beitragen würde, die Wirksamkeit des Verfahrens zu verbessern. Schließlich erkannten die Teilnehmer auch an, dass die Gemeinden angemessen geschult werden müssen, um technisches Fachwissen und Kenntnisse über für sie relevante Streitigkeiten zu erwerben.

Was die Leitlinien für die Streitbeilegung ( z. B. zu verfahrenstechnischen Aspekten, zur Preisgestaltung usw.) betrifft, so einigten sich einige Teilnehmer auf ihren Mehrwert, insbesondere im Hinblick auf die Verbesserung der Transparenz bei Aspekten wie der Preisgestaltung und der Koordinierung des Einsatzes, und forderten, sie auf nationaler Ebene weiterzuentwickeln. Einige Teilnehmer teilten mit, dass einige Mitgliedstaaten solche Leitlinien bereits veröffentlicht hätten, während andere Sachverständigengruppen eingesetzt hätten, um solche Leitlinien zu erstellen, beispielsweise für die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen. Zwar stimmten alle Teilnehmer darin überein, dass Leitlinien den Betreibern dabei helfen würden, ihre Rechte besser zu verstehen und zu verteidigen, einige Teilnehmer vertraten jedoch die Auffassung, dass die Veröffentlichung früherer Entscheidungen in Bezug auf die Preisgestaltung ausreichend sein könnte, wobei sie darauf hinwiesen, dass die Streitbeilegungsstellen in irgendeiner Weise durch ihre Einzelentscheidungen Orientierungshilfe bieten. Während einige Teilnehmer erklärten, einige Mitgliedstaaten hätten einige Grundsätze für die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur sowie die Fairness und Vernünftbarkeit der Baukosten veröffentlicht, wichen die Meinungen von obligatorischen bis zu freiwilligen Ansätzen ab.

Was die potenziellen Vorteile betrifft, die sich aus der Festlegung von Vorschriften über die Bedingungen und Preise für den Zugang zur gebäudeinternen Infrastruktur ergeben, so vertraten die Teilnehmer die Auffassung, dass Gebäudeeigentümer dieselben Verpflichtungen wie die Netzbetreiber haben sollten, und einigten sich auf die Vorteile einer transparenten Preisbildungsmethode. Darüber hinaus vertraten die Teilnehmer die Auffassung, dass die Standardisierung der Verfahren und der technischen Aspekte wichtig wäre, um die Wirksamkeit dieser Bestimmungen zu gewährleisten. Einige Teilnehmer forderten auch, die Verpflichtungen für die künftige gebäudeinterne Infrastruktur und die Transparenz zu verbessern und dabei die Autonomie der Gemeinden zu berücksichtigen. Darüber hinaus wiesen einige Teilnehmer auf den Preisunterschied beim Zugang zur gebäudeinternen Infrastruktur in den neuen Gebäuden im Vergleich zu den alten hin. Schließlich vertraten einige Teilnehmer die Auffassung, dass die Verpflichtung zur Gewährleistung eines offenen und diskriminierungsfreien Zugangs zur gebäudeinternen Infrastruktur bereits in den Mitgliedstaaten bekannt sein sollte, forderten jedoch eine Klarstellung der Bedingungen für den Zugang zu den Dachflächen der Gebäude, insbesondere für die Installation von Masten und Antennen.

Was etwaige verbesserte Durchsetzungsverfahren anbelangt, so erläuterten einige Teilnehmer zwar die derzeitigen Durchsetzungssysteme in ihren Ländern, die Teilnehmer vertraten jedoch die Auffassung, dass Sanktionen als letztes Mittel betrachtet werden sollten. Einige Teilnehmer äußerten sich jedoch entschlossen, Sanktionen zu verhängen, insbesondere im Falle der Nichteinhaltung von Transparenzverpflichtungen. Einige Teilnehmer stellten klar, dass einige Durchsetzungsverfahren in ihren jeweiligen Ländern eher auf der Grundlage der Regulierung beträchtlicher Marktmacht als auf der Grundlage von BCRD-Bestimmungen durchgeführt worden seien. Einige Teilnehmer wiesen auch darauf hin, dass die Interaktion zwischen den Behörden wichtig sei, da der Zugang (auch in Bezug auf den Preis) zur öffentlichen Infrastruktur im Zusammenhang mit einschlägigen Steuer-/Gebührengesetzen oder Vorrechten lokaler Behörden stehen könnte.